Arbeitsschutz im Gerüstbau organisieren

ARBEITSSICHERHEIT

16 Schritte zur Arbeitsschutzorganisation

Arbeitsschutz mit System im Gerüstbauunternehmen organisieren: Zweck und Aufbau

Jede/r Gerüstbauunternehmer*in ist verpflichtet, Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten im Büro, im Betrieb und auf den Baustellen zu organisieren. In dieser Artikelserie wird die sehr komplexe Aufgabenstellung der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes in 16 Schritten erläutert und damit die sehr große Aufgabe in kleine, überschaubare Teilsegmente zerlegt, die nacheinander bearbeitet werden. Im ersten Beitrag wird erläutert, warum der betriebliche Arbeitsschutz organisiert werden muss und ein Überblick über die 16 Schritte wird aufgeführt.

Im Gerüstbau spielt der Arbeitsschutz aufgrund des hohen Gefährdungspotenzials eine zentrale Rolle. Dabei ist der Arbeitsschutz ein höchst komplexes Thema, das die Betriebe dauerhaft in Anspruch nimmt. Wie man die Beschäftigten am effektivsten vor den Belastungen des Arbeitsalltags schützt, ist in vielen Gesetzen, Verordnungen und Regelungen festgelegt. Es erfordert spezielle Kenntnisse und einigen zeitlichen Einsatz, um den eigenen Betrieb rechtssicher beim Arbeits- und Gesundheitsschutz aufzustellen. Die Verantwortungen für die Arbeitssicherheit müssenfestgelegt werden. Die Gefährdungsbeurteilungen sind das zentrale Element des betrieblichen Arbeitsschutzes. Gerüstbauunternehmen müssen baustellenbezogene Gefährdungsbeurteilungen erstellen. Die Mitarbeiterunterweisungen müssen organisiert werden. Die Erste Hilfe ist zu planen und es gibt viele weitere Aufgaben für den betrieblichen Arbeitsschutz.

Die Arbeitsschutzorganisation muss ein Bestandteil der Betriebsorganisation sein und die Beschäftigten müssen mitwirken

Der betriebliche Arbeitsschutz muss systematisch organisiert werden. Nach § 3 des Arbeitsschutzgesetzes gehört es zu den Grundpflichten der Arbeitgeber*innen, für eine geeignete Organisationdes Arbeitsschutzes zu sorgen. Die gründliche Organisation des Arbeitsschutzes liegt auch im Eigeninteresse der Gerüstbauunternehmen. Die erforderlichen Maßnahmen dürfen nicht erst dann vorgenommen werden, wenn eine Überprüfung ansteht oder – im schlimmsten Fall – ein Arbeitsunfall stattfand. Gesundes und sicheres Arbeiten sollte bei allen unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigt werden, um eine bestmögliche Prävention zu gewährleisten. Die Arbeitsschutzorganisationdarf nicht der Betriebsorganisation als zusätzliches Thema oben aufgesetzt werden, sondern sie muss inhärenter Bestandteil des laufenden betrieblichen Geschehens sein. So wie im Tagesgeschäftdie Wirtschaftlichkeit bei Entscheidungen geprüft wird, müssen im Betrieb und auf den Baustellen immer auch die Auswirkungen auf gesunde und sichere Arbeit bedacht werden.

Die betriebliche Arbeitsschutzorganisation bildet die Grundlagefür sichere und gesunde Arbeit. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle Akteure im Gerüstbauunternehmen an einem Strang ziehen und die Unternehmensleitung, die Führungskräfte und die Beschäftigten zusammenwirken. Ebenso müssen Fremdfirmen informiert und einbezogen werden. Um die Kooperationaller Akteure zu erreichen, ist die interne und externe Kommunikation der Arbeitsschutzorganisation so wichtig.

Arbeitsschutz mit System

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) veröffentlichte vor vielen Jahren den GDA-ORGAcheck, der als Teil des GDA-Arbeitsprogramms „Verbesserung der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes“ herausgegeben wurde. Der GDA-ORGAcheck wendet sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen und dient als Checkliste für dieÜberprüfung zentraler Organisationspflichten des Arbeitsschutzes. Der GDA-ORGAcheck ist sehr gut geeignet, um in kurzer Zeit einen Überblick über die eigene Arbeitsschutzorganisation zu erhalten. Der GDA-ORGAcheck kann hier online durchgeführt werden: www.gda-orgacheck.de.

Hilfreich für eine systemische Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes sind Arbeitsschutzmanagementsysteme. Von den internationalen Normen sind insbesondere die ISO 45001 – Arbeitsschutzmanagementsystem und SCC – Sicherheits-Certifikat-Contraktoren zu nennen. Speziell für mittelständische Gerüstbaubetriebesind das AMS BAU der BG BAU und das ASSGerüstbau der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk / des Bundesverbandes Gerüstbau zu nennen.

Das AMS BAU ist ein Arbeitsschutzmanagementsystem für alle Mitgliedsbetriebe der BG BAU. Das AMS BAU basiert auf dem „Nationalen Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme“ aus dem Jahre 2002. Die Integration des Arbeitsschutzes in die betriebliche Organisation erfolgt in 11 Arbeitsschritten, die der/ die Unternehmer*in dokumentieren und bei der Begutachtung durch die BG BAU belegen muss. Weitere Informationen: www.bgbau.de/service/angebote/ams-bau-arbeitsschutzmanagementsystem.

Auf der Grundlage der „Leitlinie Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes“ durch die Nationale Arbeitsschutzkonferenz (NAK) hat die Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk / der Bundesverband Gerüstbau im Jahr 2012 in Zusammenarbeit mit BASIKNET das Arbeitsschutzsiegel ASSGerüstbau „Im Arbeitsschutz geprüfter Innungsfachbetrieb“ für das Gerüstbauerhandwerk entwickelt. Dieses Arbeitsschutzmanagementsystem ist auf den Gerüstbau zugeschnitten. Wer sich für das ASSGerüstbau entscheidet, wird bei der Organisation des Arbeitsschutzes von einer Fachkraft für Arbeitssicherheit unterstützt. Weitere Informationen finden Sie hier: www.basiss-net.de/arbeitsschutzsiegel.

Schrittweiser Aufbau der Arbeitsschutzorganisation im Gerüstbauunternehmen

Die Einführung einer systematischen Arbeitsschutzorganisation ist aufwändig. Sie kann aber in kleinere, in der täglichen Praxis schaffbare Schritte unterteilt werden. Empfohlen wird eine Einführung Schritt für Schritt mit langfristigerem Zeitplan. Ein punktueller Kraftakt führt meistens nicht zum Ziel.

Ist der betriebliche Arbeitsschutz erst einmal gründlich organisiert und sind Verantwortlichkeiten festgelegt, ist die weitere Pflege des Systems relativ einfach und nicht mehr zeitaufwändig, sofern Neuerungen und erforderliche Änderungen regelmäßig eingearbeitet werden.

Die Tabelle zeigt die Einzelschritte zum Aufbau des betrieblichen Arbeitsschutzes in der vorgeschlagenen Reihenfolge.

  • Verantwortung und Aufgabenübertragungen festlegen

  • Arbeitssicherheitstechnische Betreuung organisieren
  • Betriebsärztliche Betreuung und arbeitsmedizinische Vorsorge organisieren
  • Qualifikationen für den Arbeitsschutz von Führungskräften und Beschäftigten sichern
  • Gefährdungsbeurteilungen erstellen, aktualisieren, dokumentieren
  • Unterweisungen durchführen und dokumentieren
  • Umgang mit behördlichen Auflagen, Genehmigungen, Erlaubnissen
  • Zugang zu Vorschriften und Regeln
  • Umgang mit Arbeitsmitteln
  • Umgang mit Gefahrstoffen
  • Beteiligung der Beschäftigten und Kommunikation
  • Planung und Beschaffung
  • Fremdfirmen und Lieferanten einbinden
  • Zeitlich befristet Beschäftigte integrieren
  • Erste Hilfe und Notfallmaßnahmen organisieren
  • Gesundheit im Betrieb

BASIKNET Gesellschaft für Arbeitsschutz mbH

Kalckreuthstraße 4 • D-10777 Berlin
Dr. Michael Meetz • Tel. 0177 301 55 93 • meetz@basiknet.de
Sascha Lohmann • Tel. 0178 580 41 37 • lohmann@basiknet.de


Dieser Artikel ist erschienen im:

Der Gerüstbauer

  • Erscheinungsweise

    6 x pro Jahr

  • Laufzeit

    12 Monate

  • Preis
    inkl. MwSt. zzgl. Versand
    35.70 €

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