agbau_02.2023

10 Arbeitssicherheit Asbest, der „unheimliche“ Baustoff … Kein anderer Baustoff stellt schon seit Jahren eine größere Gesundheitsgefahr dar als Asbest. Wegen seiner geschätzten Eigenschaften bei der Verarbeitung und insbesondere beim Brand- und Hitzeschutz wurde Asbest nachvollziehbar und genehmigt über viele Jahrzehnte auf Baustellen fast aller Art gerne und in großen Mengen eingesetzt. Von etwa 1930 bis zum generellen Verwendungsverbot im Jahr 1993 wurden allein in Deutschland nachweislich (über Lieferscheine und/oder Rechnungen) über 40 Millionen Tonnen verarbeitet. Neben dem Einsatz als Baustoff bzw. als Zusatz zu anderen Baustoffen wurde Asbest in nicht unerheblichen Mengen in Brems- und Kupplungsbelägen und in Dichtungen verarbeitet, auch Formmassen für hohe thermische Belastungen bestanden nicht selten zu einem hohen Prozentanteil aus der gefährlichen Faser. Bei Asbest handelt es sich um mineralische Fasern mit ubiquitärem Vorkommen. Aufgrund der natürlichen Erosion finden sich vereinzelte Asbestfasern auch in unserer Umgebungsatmosphäre. Die gefährlichen Feinstaubfasern haben einen Durchmesser von etwa 2 µm, sie sind sehr beständig, unempfindlich gegen Hitze und nicht brennbar. Aufgrund ihres Faseraufbaus brechen Asbestfasern häufig längs zur Längsachse, werden also bei mechanischer Belastung dünner bei gleichbleibender Länge. Wissenschaftlich nachgewiesen ist es, dass lange dünne Fasern einen noch wesentlich stärkeren Krebs erregenden Einfluss haben als kurze „dickere“ Fasern. Das Gesundheitsrisiko steigt also stetig an, die durchschnittliche Dauer zwischen Einatmen der Faser und Ausbruch der asbestbedingten Lungen- und Rippenfellerkrankung liegt bei mehr als 30 Jahren. So viel einleitend zu den Fakten, allein diese Aspekte machen eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung vor Arbeiten mit Asbest (Asbest-Kontamination) unabdingbar. Es muss sich dabei um eine projektbezogene Beurteilung der Situation und der Arbeitsbedingungen handeln, denn je nachdem wie und wieviel Asbest verarbeitet wurde, sind die Gefährdungen sehr unterschiedlich. Fest gebundener Asbest: Bei den meisten Asbestzementprodukten (Dach- und Fassadenplatten, Blumenkästen, Fallrohre, usw.) ist der Asbest fest mit dem jeweiligen Material verbunden. Der Asbest- anteil beträgt meistens „nur“ 10-15 %, die Dichte liegt in der Regel bei mindestens 1.400 kg/m³. Vielfach wurden bis 1993 auch asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und Fliesen- und Fußbodenkleber verwendet. Von festgebundenem Asbest geht bei normaler Nutzung der baulichen Anlage (allerdings auch nur dann) keine über das normale Lebensrisiko hinausgehende Gesundheitsgefahr durch Einatmen der Faser aus. Das ändert sich schlagartig, wenn Arbeiten durchgeführt werden, bei denen die Produkte mechanisch belastet oder gar zerstört werden (z. B. Bohren, Schleifen, Sägen, Fräsen, Brechen oder Zerschlagen). Bei diesen Arbeitsverfahren werden große Fasermengen

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