GB_06.2024

44 06 / 2024 MELDUNGEN Mittelstand hat viele Baustellen Management-Expertin Jane Enny van Lambalgen sieht Polarisierung im Mittelstand: „Hidden Champions sind Spitzenreiter, aber viele Mittelständler sind geradezu im Mittelalter stehengeblieben.“ „Der deutsche Mittelstand geht mit vielen Baustellen ins Jahr 2025“, sagt Jane Enny van Lambalgen, CEO der Beratungs- und Managementfirma Planet Industrial Excellence. Sie zählt auf: ein enormer Investitionsstau, wenig optimierte Betriebsabläufe, ein häufig mangelhafter Vertrieb, geringes Markenbewusstsein, eine nur gering entwickelte Digitalisierung und kaum Kompetenz beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. „Natürlich leidet nicht jeder Mittelständler unter all diesen Mängeln, aber sehr viele mittelständische Firmen haben gleich auf mehreren dieser Gebiete einen erheblichen Nachholbedarf“, stellt die Management-Beraterin fest. Jane Enny van Lambalgen spricht aus der Praxis: Sie wird regelmäßig von Firmen an die „Baustellen“ vor Ort geholt, „häufig allerdings erst, wenn diese so groß geworden sind, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet ist.“ Sie sagt: „Gelegentlich stoße ich auf ein ERP-System, das seit 20 Jahren läuft, ohne dass jemals eine nennenswerte Aktualisierung erfolgt ist. Erst im Zuge der neuen Compliance-Regeln von ESG bis Cyberresilience fällt auf, dass der Betrieb so gar nicht mehr fortgeführt werden kann, ohne massiv gegen die geltende Gesetzgebung zu verstoßen.“ In diesen Fällen ist die Einführung eines modernen Systems für Enterprise Resource Planning (ERP) die erste Maßnahme zur Firmenrettung, erklärt die Management-Expertin: „Schließlich stellt ein ERP-System in der Regel das Herzstück der Digitalisierung in mittelständischen Unternehmen dar.“ Geschäftsprozesse so wenig zeitgemäß wie das ERP-System Die typischen Funktionen eines ERP-Systems umfassen Finanzbuchhaltung, Warenwirtschaft, Einkauf und Beschaffung, Produktionsplanung, Vertrieb und Kundenmanagement, Personalwesen, Lager und Logistik, Projektmanagement, Berichtswesen und Analytik, Dokumentenmanagement und Workflow-Automatisierung. „Angesichts des galoppierenden technischen Fortschritts ist manch ein Mittelständler geradezu im Mittelalter stehengeblieben“, wird Jane Enny van Lambalgen deutlich. Sie analysiert: „Das Fatale daran ist, dass oftmals nicht nur die ERP-Funktionalität, sondern auch die damit zusammenhängenden Geschäftsprozesse wenig zeitgemäß sind.“ Die Dokumentation im ERP-System für aktuelle betriebliche Themen wie Arbeitsschutz, Gefahrstoffregulierungen wie RoHS (Restriction of Hazardous Substances), REACH (Regulation on the Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) oder das PFAS-Verbot (Per- and polyfluoroalkyl Substances) sowie die CE-, UL- oder ATEX-Zertifizierungen (Conformité Européenne, Underwriters Laboratories, Atmosphères Explosibles), die Lieferkettendokumentation und Nachhaltigkeit sei höchstens rudimentär vorhanden. „Risikomanagement in diesen Bereichen ist für viele kleine und mittelständische Unternehmen noch ein Fremdwort“, weiß Jane Enny van Lambalgen. Die Management-Expertin differenziert: „Selbstverständlich gibt es auch die Spitzenreiter, die sich nicht nur technologisch, sondern in vielerlei Hinsicht positiv hervorheben. Das sind häufig die Hidden Champions, die teilweise über 70 % Weltmarktanteil in ihrem Segment verfügen. Aber diese Spitzenunternehmen stellen höchstens etwa 3 % Prozent des deutschen Mittelstands dar.“ Mängel bei Vertrieb und Marketing Dem Gros der mittelständischen Wirtschaft testiert die Management-Beraterin zudem „Mängel bei Vertrieb und Marketing“. Sie hat bei zahlreichen Firmeneinsätzen festgestellt: „Viele Mittelständler verkaufen ihre Produkte seit Jahren an einen oftmals sehr kleinen Kreis von Abnehmern und sind dadurch in eine fatale Abhängigkeit geraten. Fällt auch nur ein einziger maßgeblicher Kunde aus, etwa wegen Produktionsverlagerungen ins Ausland, Anzeige Gerüstbau · Hebetechnik · Maschinenbau · Stahlbau Teupe. Kann nicht jeder. www.teupe.de ERP (Enterprise-Resource-Planning) bezeichnet die unternehmerische Aufgabe, Personal, Ressourcen, Kapital, Betriebsmittel, Material sowie Informations- und Kommunikationstechnik im Sinne des Unternehmenszwecks rechtzeitig und bedarfsgerecht zu planen, zu steuern und zu verwalten. Gewährleistet werden soll ein effizienter betrieblicher Wertschöpfungsprozess und eine stetig optimierte Steuerung der unternehmerischen und betrieblichen Abläufe. Quelle: Wikipedia

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY5NTE=