GB_05.2024

18 05 / 2024 Selbstreflexion, bitte mehr davon! Der Alltag ist eh schon stressig, da kommt auch noch die Mail mit der Kundenbeschwerde rein oder mit der Auftragsstornierung oder mit dem Brief vom gegnerischen Anwalt. Der Blutdruck geht hoch, im Kopf entsteht blitzschnell eine scharfe Antwort. Schon kann ein nerviges E-Mail-hin-und-her beginnen. Es geht aber auch ganz anders, wie die Autoren Thomas Fischer und Ingo Leipner („Mensch.Mensch.Mensch.“) empfehlen: Lehnen Sie sich zuruck, speichern Sie die ärgerliche E-Mail und lassen Sie uber die Angelegenheit erst einmal ein paar Bytes wachsen. Antworten Sie am nächsten Morgen in Ruhe. Präzise und ohne Aufregung. Damit durchbrechen Sie einen kommunikativen Teufelskreislauf und reflektieren sich selbst. Das Autorenduo empfiehlt fünf Schritte. 1. Schritt: Schießen Sie nie sofort aus Ärger zurück Sie haben gespurt, wie sich Ihr Magen verknotet, wie Ärger in Ihrer Seele aufgestiegen ist. So beginnt Selbstreflexion: Mit der Wahrnehmung der Emotionalität und oft ist es hilfreich, die automatischen Reaktionsmuster bewusst zu unterbrechen. Fischer und Leipner schreiben: „Selbstreflexion ist die menschliche Fähigkeit, über die eigene Situation nachzudenken.“ Um die notwendige „Distanz zu sich selbst“ aufzubauen, hilft es beispielwesie nicht sofort zu reagieren, sondern sich Zeit zu nehmen und die Emotionen abkühlen zu lassen. Eine andere Möglichkeit: ein Tagebuch. 2. Schritt: Führen Sie Tagebuch Schreiben hilft, über sich nachzudenken, denn die Hand ist langsamer als das Hirn. Und wenn Sie schon langsamer schreiben, dann versuchen im Gegenzug auch präziser zu formulieren. Automatisch entsteht ein Raum zu größerer Selbstreflektion. Damit nimmt Ihr Verstand die Umwelt und die Mails schärfer wahr und Sie verschaffen sich einen größeren Handlungsspielraum. Ihre klareren Gedanken führen Sie leichter zum Ziel. Die Psychologie bezeichnet diese Strategie als „Des- identifikation“. Sie wählen bewusst eine Rolle, aus der Sie Ihr verärgertes Ich beobachten. 3. Schritt: Sie sind nicht Ihre Gefühle und Bedürfnisse Je stärker Sie sich von Ihren Emotionen lösen können, desto genauer können Sie Ihre Gefuhle unter die Lupe zu nehmen und desto leichter können Sie sich von der Identifikation mit Ihren Bedurfnissen lösen. Sie haben weiterhin Gefühle, aber Sie sind ihnen nicht mehr ausgeliefert. Sie agieren, aber Sie sind ihnen nicht mehr ausgeliefert, indem Sie sofort „zurückschießen“. 4. Schritt: Nehmen Sie unterschiedliche Perspektiven ein Eine Medaille hat zwei Seiten. Ein Auto bietet verschiedene Perspektiven. Betrachten Sie Ihr aktuelles Problem deshalb von verschiedenen Seiten, sonst sehen Sie eben nur einen Ausschnitt der ganzen Realität. Fischer und Leipner empfehlen eine 360-Grad-Betrachtung: Erst wenn Sie um das Auto herumlaufen, haben Sie einen vollständigen Eindruck. Schauen Sie entsprechend berufliche oder eigene Probleme so vollständig wie möglich an. Die Idee dabei ist, eine gewisse Distanz aufzubauen und damit eine größere Selbstreflektion zu bekommen. Nach dem Motto: Ach, so kann man das auch sehen! So erweitern Sie Ihren Horizont und finden angemessenere Lösungen. 5. Schritt: Versuchen Sie die Motive anderer Menschen zu verstehen Mit der 360-Grad-Betrachtung verwandt ist die Technik, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Mit Empathie und Einfühlungsvermögen verstehen Sie die Motive anderer Menschen besser. Sie bekommen ein tieferes Verständnis fur deren Situation und damit für die Gesamtsituation. Allerdings bedeutet Verständnis auf keinen Fall Zustimmung. Doch wenn Sie aufgrund Ihrer Selbstreflexion andere Menschen besser einschätzen, lassen sich Konfrontationen leichter bewältigen. UNTERNEHMENSFÜHRUNG Thomas Fischer, Ingo Leipner: Mensch. Mensch. Mensch. Menschen im Unternehmen – mit Selbstreflexion zum Erfolg! 2024, 1. Auflage, ISBN 978-3-00-077612-0

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