26 01 / 2024 passablem Deutsch beendet haben. Eine Wahnsinns-Leistung! Es gibt aber auch Beispiele, bei denen es zu Abbrüchen kam. Im Grunde also wie mit Auszubildenden, die auch vor der Ausbildung bereits in Deutschland gelebt haben. Für eine Ausbildung nach Deutschland zu kommen, ist aber kein leichtes Unterfangen, weder für die jungen Menschen noch für den Ausbildungsbetrieb, der neben der Ausbildung sehr viel Unterstützung auch im persönlichen Bereich leisten muss. DER GERÜSTBAUER: Und – wie sah es mit den Sprachkenntnissen bei den Auszubildenden aus? Klaus Waidhas: Um ganz ehrlich zu sein. Vielfach ist das, was die Jugendlichen mit Migrationshintergrund an Sprachkenntnissen zu Beginn der Ausbildung mitbringen, eigentlich zu wenig, um dem Berufsschulunterricht wirklich folgen zu können. In Einzelfällen haben wir mit Betrieben gesprochen und diesen empfohlen, die jungen Menschen zunächst im Betrieb arbeiten zu lassen, damit die sprachlichen Voraussetzungen verbessert werden, und ein Jahr später in die Ausbildung einzusteigen. Diese Empfehlungen werden leider nicht immer angenommen. Aber wie Herr Pelmer schon gesagt hat, gibt es immer wieder positive Beispiele, also Azubis, die intensiv an ihren Deutschkenntnissen arbeiten, und die Ausbildung sehr erfolgreich abschließen. DER GERÜSTBAUER: Gibt es Unterstützung vonseiten der Schulen? Dr. Stefan Häusele: In den Berufsschulen wird Sprachunterricht angeboten, der sich vor allem auf Fachbegriffe im Gerüstbau bezieht, um hier Hilfestellung zu bieten. Aber damit allein lassen sich sprachliche Grundkenntnisse nicht aufholen. Erstens können wir das nur in den Berufsschulblöcken anbieten und zweitens ist das lediglich eine Unterstützung für den fachlichen Bereich. DER GERÜSTBAUER: Wie klappt das im Hinblick auf das Miteinander der Auszubildenden? Norbert Krolle: Für eine erfolgreiche berufliche Integration ist die Hinführung zum Beherrschen der deutschen Sprache unerlässlich. Aber auch im Umfeld des Schulunterrichtes und der Internatsunterbringung in der Gerüstbauausbildung hier vor Ort ist konfliktfreies Miteinander nur möglich, wenn sprachliche Hürden zunehmend überwunden werden. Allerdings sei auch gesagt, dass ich uns hier, durch unsere gemeinsamen Bemühungen mit der Handwerkskammer und der SOKA GERÜSTBAU, auf dem richtigen Weg sehe. Wobei die überdurchschnittliche Lernbereitschaft der zugewanderten Auszubildenden hier von entscheidender Bedeutung ist. DER GERÜSTBAUER: Wie gehen Sie damit um? Florian Pelmer: Wir haben mal gezählt, wie viele Nationen in einer Woche unter den Auszubildenden vertreten waren, und kamen auf über 25 Nationen. Das geht nur mit klaren Regeln. Wir akzeptieren nicht, dass es zu Diskriminierungen, rassistischen Beleidigungen oder ähnlichem kommt. Wenn das vorkommt, führen wir klärende Gespräche, und im Wiederholungsfall verweigern wir Auszubildenden auch die Unterbringung. Das wird in allen Ausbildungszentren so gehandhabt. DER GERÜSTBAUER: Wie ist denn Ihre Erfahrung in den Fortbildungslehrgängen? Katja Reif: Auch dort sind mangelnde Sprachkenntnisse oft ein Problem, vor allem im Lehrgang zum Geprüften Gerüstbau-Monteur, also dem Einstiegsseminar bei den Fortbildungen. Wir stellen dort oft fest, dass manche Teilnehmer dem Unterricht nur schwer folgen können. Vivienne Dzindzol: Manche Teilnehmer können mündlich sogar ganz gut folgen. Allerdings scheitern sie dann beim Lesen der Prüfungsfragen. Daher sind die Sprachkenntnisse mittlerweile die häufigste Ursache dafür, dass die Prüfung nicht bestanden wird. Das ist schade, weil wir in den praktischen Unterrichtsteilen feststellen können, dass die Teilnehmer gute Gerüstbauer sind. Aber wir wollen natürlich auch dem Anspruch gerecht werden, dass die Teilnehmer auch die erforderlichen Kenntnisse insbesondere im Bereich der Arbeitssicherheit nachweisen. DER GERÜSTBAUER: Wurde denn schon über Übersetzungen nachgedacht? Katja Reif: Diese Forderung wurde bereits von etlichen Teilnehmern aufgestellt, sei es in Form von übersetzten Prüfungen oder durch Bereitstellung von Dolmetschern. Wir haben das auch mit der SOKA GERÜSTBAU und den anderen Ausbildungszentren diskutiert und vertreten hier eine gemeinsame Meinung: Ein Monteur – und erst recht ein Montageleiter oder Kolonnenführer – sollte in der Lage sein, ein Baustellenschild auszufüllen, sowie eine Montageanweisung oder Gefährdungsbeurteilung zu lesen. Daher halten wir es für falsch, mit Übersetzungen oder Übersetzern zu arbeiten. DER GERÜSTBAUER: Ist das Thema Sprachkenntnisse auch im Lehrgang zum/zur Geprüften Gerüstbau-Montageleiter*in oder zum/zur Geprüften Gerüstbau-Kolonnenführer*in ein Thema? Vivienne Dzindzol: Mit Einschränkungen. Da die bestandene Prüfung zum Monteur Voraussetzung ist, ist das Problem nicht mehr ganz so groß. Allerdings steigen auch die theoretischen Anforderungen, sodass manche Teilnehmer auch in den weiterführenden Kursen an ihre sprachlichen Grenzen stoßen. SOKA
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